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Ivo

Ein Monat mit Andy Mack in Marokko


Ein kurzer Bericht über das letzte Sommertraining mit meinem Lehrer Andy Mack in Essaouira




Der Ablauf des Trainings


In diesen Intensivwochen trainieren wir meistens zwei Mal pro Tag. Zwei bis drei Stunden am Morgen und ca. zwei Stunden am Nachmittag. Am Morgen verbrachten wir viel Zeit damit den Körper zu öffnen und das Bewusstsein in den Körper sickern zu lassen. Stehende Praxis und Song Gong Übungen waren ebenfalls ein fester Bestandteil des Morgens.

Am Nachmittag liessen wir das geübte in die Tai Chi Form einfliessen. Dies kann sehr angenehm und auch sehr herausfordernd sein. Manchmal beides gleichzeitig.

Zum Ende des Tages übten wir uns dann in Partnerarbeit. Dies ist ein enorm wichtiger Teil des Trainings. Wir können spüren und erkennen wann etwas funktioniert und wann nicht. Besser gesagt, unser Partner kann dies spüren. Wenn Tai Chi wirklich funktioniert, ist meine Erfahrung eher so, dass ich das Gefühl habe als hätte ich gar nichts gemacht. Deshalb ist für mich ein ehrliches und gutes Feedback eines Partners unendlich wertvoll.

Hinzu kommt, dass es oft Spass macht gemeinsam an den Prinzipien, Qualitäten und Techniken zu feilen. Die Übungen funktionieren besser wenn wir in einem Zustand von Lockerheit und Gelassenheit sind und während dem, dass wir uns aufeinander Einlassen und versuchen, unseren Partner so gut und klar wie möglich wahrzunehmen, entsteht oft sehr schnell ein unkompliziertes Gefühl von Vertrautheit und Nähe.



Neben dem Training


Die Zeit neben dem Training hat für mich die gleiche Wichtigkeit wie das Training selbst. Durch das Training und den Unterricht ist es für mich oft klarer zu sehen, wo ich mich im Alltag aus meinem Gleichgewicht entferne und dadurch, dass ich mich nicht so sehr um Dinge wie Arbeit und Haushalt kümmern muss, habe ich mehr Zeit bei mir hinzuschauen.

Die meisten Teilnehmer des Trainings sind durch den Effekt der Arbeit zufrieden und guter Laune. Dadurch fällt es auch leichter in guten Kontakt mit den Einheimischen zu treten. Immer wieder hatten wir tolle Begegnungen welche mein Herz berührten.

Die lokale Küche bietet wunderbare Gerichte und auch der marokkanische Tee bereite mir grosse Freude. Durch die engen Gässchen der Medina zu schlendern, ein nettes Restaurant finden und gemütlich zusammen zu sitzen war oft ein sehr schönes Erlebnis.

Da Marokko ein islamisches Land ist, war auch fünf Mal am Tag der Ruf zum Gebet zu hören. Dies kann uns helfen, uns daran zu erinnern innezuhalten, loszulassen und nach innen zu schauen. Ich finde dies eine sehr schöne und nützliche Tradition.


Der Wert einer Lehrers


Dieser Monat in Marokko war für mich nicht der erste Aufenthalt dieser Art. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für meine Entwicklung in den inneren Künsten sehr förderlich ist, wenn ich über einen längeren Zeitraum in der Gegenwart eines Menschen sein kann, welcher bereits eine hohes Niveau an Fähigkeit erreicht hat. Ich kann dann klarer sehen, wie dieser Mensch im Alltag ist. Was er tut und was er nicht tut. So ist es für mich einfacher zu erkennen, wie ich mich direkter in die angestrebte Richtung entwickeln kann. Dazu kommt natürlich, dass ein Senior Lehrer ein viel fortgeschritteneres Verständnis der Kunst hat als ich. Oft kann er mir sagen, was mit fehlt und an was ich arbeiten kann. Ausserdem kann er mich gewisse Qualitäten spüren lassen und mich darin bestätigen, wann ein Prozess in die richtige Richtung geht. Ich bin schon mehr als einmal weit in die falsche Richtung gegangen und weiss nicht ob ich ohne die Hilfe eines Lehrers nicht immer noch in diese Richtung weitergehen würde. Deswegen freue ich mich immer wieder aufs neue und bin unendlich dankbar wenn ich sehe, dass wieder eine Reise möglich ist.



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